“Kein Gemeinsames ist möglich, sofern wir uns nicht weigern, unser Leben und unsere Reproduktion auf dem Leid anderer zu gründen und uns als von ihnen getrennt wahrzunehmen.”
Silvia Federici, 2012
— Zit. nach Brand & Wissen 2017, 7.

Caring Societies - eine fürsorgliche Gesellschaft zum Wohl aller

Wir streben nach einer ganzheitlichen gesellschaftlichen Transformation hin zu einer Care-zentrierten und ökologischen Gesellschaft. In einer solchen caring society steht das Wohlergehen aller Lebewesen im Mittelpunkt, einschliesslich der nichtmenschlichen Natur.

  • Care, auch als Sorge- und Fürsorgearbeit bezeichnet, umfasst physische und mentale Tätigkeiten, die zum menschlichen Wohlergehen beitragen. Unter Care-Arbeit fallen alltägliche Aufgaben wie Einkaufen, Kochen, Reinigen und Kindererziehung sowie die Betreuung älterer Menschen. Darüber hinaus beinhaltet Care auch die Planung, Organisation und emotionale Arbeit wie zum Beispiel die Pflege von Beziehungen.

    Care ist nicht nur auf die physische Ebene beschränkt, sondern umfasst auch emotionale und zwischenmenschliche Dimensionen. Diese Arbeit erfordert viel Empathie gegenüber Menschen und der Umwelt.

Ohne Care-Arbeit könnte keine Gesellschaft funktionieren. Deshalb sollte Care im Mittelpunkt unserer Gesellschaft stehen. Eine gerechte Verteilung und Zugang zu Care fördert die soziale Gerechtigkeit und trägt zur Verhinderung ökologischer Zerstörung bei.

Inwiefern trägt eine fürsorgliche Gesellschaft zu…

  • In einer fürsorglichen Gesellschaft wird Care als unverzichtbare gesellschaftliche Arbeit anerkannt und entsprechend finanziell vergütet. Die unbezahlte Care-Arbeit wird gerecht auf alle Mitglieder der Gesellschaft verteilt und wenn möglich kollektiv organisiert. Ressourcen werden gerecht unter den Menschen verteilt, und jede Person hat denselben Zugang zu lebensnotwendigen Care-Dienstleistungen.

  • Care-Jobs können als grüne Arbeitsplätze betrachtet werden, da Care-Arbeit im Vergleich zu vielen anderen Tätigkeiten, wie beispielsweise der Güterproduktion, umweltfreundlicher ist. Sie benötigt weniger Ressourcen und erzeugt daher nur geringe Abfallmengen. Da sie hauptsächlich auf menschlicher Tätigkeit und Interaktion basiert, ist Care-Arbeit äusserst kohlenstoffarm. Laut einer Studie der Women’s Budget Group produziert ein durchschnittlicher Arbeitsplatz im Care-Sektor 26-mal weniger Treibhausgase als ein Arbeitsplatz in der Produktion, über 200-mal weniger als ein Arbeitsplatz in der Landwirtschaft und fast 1.500-mal weniger als ein Arbeitsplatz in der Öl- und Gasindustrie (WBG-Analyse des ONS-Emissionsinventars und der Unternehmensregister- und Beschäftigungsumfrage, 201).

«Arbeiter:innenkooperativen fördern auf natürliche Weise Handlungsfähigkeit und positives bürgerschaftliches Verhalten und begrenzen Missmanagement und Widerstand. Daher können wir davon ausgehen, dass Arbeiter:innenkooperativen nicht nur eine grössere Arbeitszufriedenheit, sondern auch ein Gefühl der Würde und des wohlbefindens fördern werden»
— Kaswan 2019:647

Kooperativen als Teil der Caring Society

In einer fürsorglichen Gesellschaft steht die Wirtschaft vorrangig im Dienst der Befriedigung grundlegender Bedürfnisse, wobei das Wohl aller über Profitstreben und stetigem wirtschaftlichem Wachstum steht. Ein solcher Wandel bedeutet mehr Kooperation statt Konkurrenz. Eine kooperative Arbeitsweise erfordert wiederum eine Änderung der Eigentumsmodelle hin zu kollektivem Eigentum – in Form von Kooperativen. Kooperativen befinden sich im gemeinsamen Besitz der Beschäftigten und werden gemeinsam von ihnen geführt.

In der Schweiz bietet sich die Rechtsform der Genossenschaften an, ein bewährtes Unternehmensmodell, das sich durch seine soziale und partizipative Struktur auszeichnet. Studien legen nahe, dass Genossenschaften dazu tendieren, die Zufriedenheit der Arbeiter:innen zu steigern und für stabilere Beschäftigungsverhältnisse zu sorgen. Darüber hinaus fungieren Kooperativen als Instrumente des gesellschaftlichen Wandels.

  • Förderung von Egalitarismus, sozialer Ermächtigung und materiellem Wohlergehen.

  • Als partizipative Social Enterprises zeigen Kooperativen, dass es eine Alternative zu den profitorientierten Unternehmensformen gibt.

  • Kooperativen können als "präfigurative Praxis" betrachtet werden, durch die eine Zukunft gestaltet werden kann, die man sich in der Gegenwart wünscht.

Kooperativen bieten demokratische Strukturen, die Gleichheit und Transparenz unter den Reinigerinnen gewährleisten. Als Mitglieder haben sie die Möglichkeit, ihre Interessen zu vertreten und gemeinsame Ziele zu verfolgen. Diese kollektive Handlung fördert ihr Kontrollgefühl und unterstützt die Bildung einer gemeinsamen Identität. Diese wiederum stärkt das Vertrauen untereinander und wirkt sich positiv auf das Verantwortungsbewusstsein und Engagement der Mitglieder aus. Kooperativen können zu Orten der Bildung, gegenseitige Hilfe und Solidarität werden: Eine Möglichkeit, Gemeinschaft zu schaffen und Menschen unterschiedlicher beruflicher und kultureller Herkunft zusammenzubringen. All diese Faktoren tragen zum Wohlergehen der Menschen bei: